Freitag, 30. März 2012

Türkei I

Mittwoch

Die Fährevon Kos nach Bodrum kann nicht mit den griechischen Namensvettern verglichen werden. Selbst diejenige über den Zürichsee ist einiges grösser. Es haben schätzungsweise zwei Autos drauf Platz und gut 200 Passagiere.

Die ersten Eindrücke im Hafen von Bodros verdeutlichen wieder einmal, dass sich das Geld an einzelnen Orten ansammelt.

Dieses mal richtige Zollformalitäten und nicht dieses "Schengen-Wischi-Waschi". Passkontrolle verlief ohne Problem, doch als der Zöllner das Motorrad om Computer eintragen wollte, bekam er nur eine Fehlermeldung. Also drei mal wegklicken und nochmals probieren. Als das alles nicht fruchtete, holte er sich Verstärkung. Klick - Klick - Error - Error. Ob es mir etwas ausmachen würde, wenn ich mein Motorrad erst morgen oder übermorgen mitnehmen könne? HAAALLLLOOOOO? Ich muss schliesslich dringend nach Mersin und meine Fähre dort nach Alexandria erwischen (ob diese in absehbarer Zeit fahren wird ist allerdings fraglich...). Jedenfalls warte ich nicht tagelang in Bodrum. Wessen Problem ist es eigentlich?
Nach kurzem Lamentieren gehen wir zu fünft ins Zollbüro, wo ich erst einmal einen Tee und eine Zigarette offeriert bekomme. Ich solle mich doch bitte setzen.
Was nun ablief, ist schon beinahe Filmtauglich. Der arme Kerl, welcher mein Motorrad hätte eintragen sollen setzt sich an den Computer und fängt an zu schreiben, was ihm der Chef (dem Anzug nach zu urteilen) diktiert. Ein weiterer Kollege, welcher dazu gekommen ist, versorgt mich mit Tee und schaut aufmerksam dem schreibenden zu und der letzte geht am zweiten Computer der wichtigen Tätigkeit des Solitär spielens nach.
Nach etwas mehr als einer halben Stunde haben sie dann ein Schreiben aufgesetzt, welches in etwas besagt, dass das EDV System nicht funktioniert habe und man daher mir diesen Wisch mitgegeben hat. Unterschrieben und gezeichnet....
Mittlerweile ist bereits so viel Zeit vergangen, dass es bereits zu dämmern beginnt, als ich den Hafen verlasse. An Stelle der grossen Weiterfahrt bleibt mir nun nicht viel anderes als hier ein Zimmer zu suchen. In der Nachbargemeinde werde ich fündig. Für umgerechnet Fr. 15.- bekomme ich ein (einfaches) Zimmer.
An die türkische Lira muss ich mich auch erst gewöhnen.

Donnerstag
Nun aber auf nach Pamukkale.Ich suche mir auf der Karte eine Strecke mit Sehenswürdigkeiten und nehme die rund 250 km unter die Räder. Der Strassenzustand variiert von hervorragend bis Erdreich im Bau befindlich. Es zahlt sich aus, dass ich in Griechenland noch etwas umgepackt habe und die Gewichtsverteilung nun näher beim Motorrad ist.
und alles schon saftig grün
Adebar ist heimisch hier
Mein Mittagessen in einem kleinen Dorf bestelle ich mit Händen und Füssen. Die türkischen Standardfloskeln habe ich noch nicht intus. Anschliessend weiter nach Pamukkale, wo ich eigentlich hin will. Diese Kalkformationen, welche sich überjahrtausende gebildet haben kommen nur an ganz wenigen Orten auf der Welt vor. Gerne verweise ich für mehr Details auf Wikipedia.
Das Hotel befindet sich gleich einige Meter vom Eingang in die Anlage unten im Dorf und ich beschliesse meinen Besuch noch am späteren Nachmittag durchzuführen. Dies in der Hoffnung, dass der Sonnenuntergang besseres Licht bringt und dass nicht mehr so viele Touristen anwesend sein werden.
Die Besichtugung durch die Kalkbecken erfolgt barfuss. Das warme Quellwasser wird gezielt durch die Becken geleitet.


Strukturen im Kalk
Freitag
Die vergangene Nacht war f***ing cold!!! Die Temperatur draussen sank auf etwa 8° und keine brauchbare Heizung im Zimmer. Irgendwann kam mir die Idee, meinen Schlafsack auszupacken in der Hoffnung, dass dieser besser wärmt als die Decke auf dem Bett. YES - nun endlich schlafen. Bis mich der Muezzin freundlich daran erinnert, dass ich zum Gebet aufstehen sollte ;-)
Den Tag nutzte ich zu einer Rundreise ohne Gepäck, da ich beschloss nochmals eine Nacht hier zu bleiben.
Die Route führte durch wunderbare, weite Landschaften, an Seen vorbei.
Getrübt wurde das Ganze nur durch die Temperatur und einen konstanten, starken Wind aus allen möglichen Richtungen.


Kombination Minarett und Schneeberge

Der Schnee auf den Gipfeln kommt zwischendurch sehr nah - fast zu nah..... Morgen soll es weiter gehen in Richtung Küste. Auch in der Hoffnung, dass es dort wieder wärmer wird.

Dienstag, 27. März 2012

von der Schweiz bis in die Türkei

Erste Etappe bis in die Türkei


Samstag
Ganzen Tag Packen und offene Aufgaben erledigen. Verabschieden von Astrid und den Kindern. Christine & Tim. Abfahrt erst gegen Abend. Reise bis Figino bei leichtem Nieseln in der Innerschweiz. Unterkunft in der Jugi und Essen in Pizzeria beim Centro Commerciale. Einstimmung auf die Reise durch die Ausstattung der Pizzeria – Nicht viel vorhanden ausser Tischen und Stühlen. Zimmer in der Jugi mit einer Person geteilt (im Massenschlag!) Freundlich willkommen geheissen, es läuft noch nicht viel am zweiten Abend der Saison.



Sonntag:
Sommerzeitunstellung und doch schon um 5:40 aufstehen. Abfahrt und ab auf die Autobahn in Richtung Milano. Wenig Verkehr und komme gut voran. Erste Pause in der Nähe von Parma. Bar voller wilder Hühner – Zuerst an der Kasse bezahlen und dann an der Theke bestellen und abholen. Wie heisst jetzt „Gipfeli“ auf italienisch?
Auf der Autobahn ein Lastwagen voller Schweine, die quiken und nicht wissen, dass die Reise Richtung Parma geht.
Bei 375 km auf dem Tacho (knapp 150 km vor Ancona) der Schreck, als der Motor aussetzt. Das kann ja nicht sein, dass bereits kein Benzin mehr drin ist im Tank!? Umstellen auf Reserver bringt Abhilfe, doch kann ich es kaum glauben – völlig Ténéré atypisch. Kurz darauf eine Tankstelle und ich fülle – 20l. Ja, das war tatsächlich die Reserve. Bei 120km/h steigt der Verbrauch orbitant an. Egal, Hauptsache, ich bin zeitig in Ancona.



Die italienischen Zahlstellen auf der Autobahn sind auch immer eine Überraschung wert. Dieses mal wurde ich nur bei einer ohne zu zahlen durchgewunken ;-)
Fahrt auf die Fähre ohne Problem; Vorteil des Motorrads, an den wartenden Autos vorbei zu ziehen und gleich ins Unterdeck zu fahren. Das gute Gefühl, wenn die Räder auf die Rampe der Fähre rollen und mir wieder bewusst wird, dass der Anreisestress vorbei ist und nun die Reise beginnt. Es ist so eine Art klarer Übergabepunkt. Bis hier hin hätte ich umkehren können, wenn ich noch etwas vergessen hätte oder sonst etwas dazwischen gekommen wäre. Das ist nun fertig.
Auf der Fähre suche ich mir einen Platz bei den Flugzeugsitzen. Da wir noch lange nicht in der Saison sind, hat es mehr als genügend freien Platz. Die einen Passagiere schlafen bereits vor der Abfahrt; vermutlich sind sie noch früher aufgestanden als ich.
Als ich anschliessend auf Deck Musik hören will, merke ich, was ich nicht eingepackt habe: Ohrenpfropfen. Das ständige Windgeräusch während der Fahrt verursacht einen leichten Tinitus im Ohr. Die griechischen Apotheken oder Drogerien werden auch so etwas haben.
Eindrucksvolle Abendstimmung mit Mond, Merkur und Venus



Montag:
Werde durch die Ansage geweckt, dass wir in Iguamenitsu eintreffen. Der Raum hat sich auch bereits zur Hälfte geleert, da ca. 2/3 der Passagiere hier aussteigen. Vor allem die Türken und Reisende aus den Balkanstaaten fahren nur bis hier hin und anschliessend auf dem Landweg weiter.
Der Stop ist kurz und die Fahrt geht schon nach kurzer Zeit weiter. Eine Griechin meint, dass wir zu spät in Patra ankommen. Abwarten.
Die 30 Minuten Verspätung sind praktisch irrelevant. Vor allem geht die Fahrt aus dem Hafen ohne weiter Halte oder Kontrollen vonstatten.
Kaum auf der normalen Strasse in Richtung Patra merke ich ganz deutlich, dass wir in den südlichen Randregionen Europas sind. Der Verkehr verläuft viel weniger reglementiert und es wird einfach geschaut, ob es noch Platz hat. Das Ganze geht auch ohne Hupen ab. Vor Jahren sagte ein griechischer Taxifahrer auf Kreta zu mir: „Greek drivers are the best drivers in the world!“ und das während er trotz Gegenverkehr einen Lastwagen auf einer kurvigen Bergstrasse überholte. Scheinbar hatte er viele Kinder, welche jetzt auf den griechischen Strassen unterwegs sind. Eine doppelt ausgezogene Mittellinie heisst ja nicht, dass man nicht überholen darf, so lange beide Fahrzeuge in der eigenen Spur Platz haben.
Ich komme nicht umhin, die Eindrücke, welche ich hier auf der Strasse gewinne festzuhalten. Auf dem Pelopones scheint es, als fahre ich durch eine gewaltige Baustelle auf der alles aus ungeklärten Gründen ruht. Über die Strasse führen haufenweise Brücken, welche nur bis in die Hälfte gebaut wurden und deren Armierungseisen heruasragen und auf den Tag warten, um ebenfalls einbetoniert zu werden. Die Strasse selbst wird regelmässig von Verengungen wegen Bauarbeiten eingeschränkt, doch kein Mensch ist am arbeiten. Es sieht alles sehr provisorisch aus. Ganz im Gegensatz dann die Strecke von Korinth nach Athen, welche beidseits dreispurig ausgebaut ist. Niegelnagelneu und nur mässig Verkehr windet sie sich dem Südhang oberhalb des Meeres entlang. Bis sie dann kurz vor Athen wieder von der Realität eingeholt wird und in ein Vorstädtisches Verkehrschaos ausfranst. Vermutlich braucht die Strassenbaufirma auf dem Pelopones noch einen finanzstarken Sponsor.
Glücklicherweise kam ich ohne weitere Staus durch, so dass ich meine Anschlussfähre nach Kos problemlos erreichte. Er reichte sogar noch, um einige Lebensmittel einzukaufen.
Am Port vor der Fähre herrscht ein Getümmel wie bei uns am Bahnhof. An Stelle der Bahn nehmen die Griechen die Fähre. Massenhaft Motorräder, Lastwagen und PKWs welche sich in den Bauch der Fähre quetschen. Ich werde eingewiesen und schlängle mich mit dem Motorrad durch Fussgänger und zwischen einparkenden Lastwagen hindurch an den angegebenen Platz.
Wieder habe ich einen Airseat gebucht, doch dieses Mal ist der vorhandene Platz viel besser ausgelastet. Es sind kaum mehr freie Sitze zu sehen. Nachdem ich in der Longue einen bequemen Platz gefunden habe, weiss ich noch nicht, ob ich den mit dem Airseat eintauschen werde, zumal ich bereits um 4.40 aussteigen werde.

Bei der Fahrt aus dem Hafen habe ich Gelegenheit einen Blick in den Frachthafen zu werfen, in dem die Razgur seit mehr als einem Monat wartet, bis sie den Fährbetrieb zwischen Mersin und Alexandria aufnehmen kann. Doch ich kann sie nicht erkennen – ist sie ev. doch ein Geisterschiff?
Reisen mit der Fähre und der Blick auf das ruhige östliche Mittelmeer hat etwas sehr beruhigendes.

Dienstag
Impressionen von Kos

Um 5 Uhr morgens angekommen gilt es erst einmal ein Plätzchen su suchen, an dem ich mich hinlegen und weiter schlafen kann. Nach kurzer Suche werde ich auf der Nordseite der Insel am Strand neben einem (noch) geschlossenen Hotel fündig.
Als ich nach 10 Uhr wieder erwache ist ausser dem Rauschen des Meers nicht zu hören und auch niemand anwesend. Gute Wahl.
Die Insel ist nicht sehr gross und schnell erkundet. So verbringe ich den grossteil des Nachmittags in einem kleinen Kaffee in Karadamia und schreibe.
Camping ist keiner vorhanden und da ich doch mal wieder eine Dusche möchte, suche ich mir ein kleines Hotel in Kos. Von dort aus geht auch meine Fähre morgen nach Bodrum.

Bis dahin noch einige Impressionen von Kos



Am Abend ereilt mich vor dem Hotel dann ein platter Hinterreifen, welcher aber gleich über die Strasse prompt und fachmännisch repariert wird. Offensichtlich hatte der Schlauch eine Verdrehung, welche beim unsanften Auffahren auf den Randstein dann ein Loch verursachte. Lieber hier als irgendwo in den Pampas draussen.

Mittwoch
Nach dem Aufstehen genehmige ich mir ein gemütliches Frühstück auf dem Balkon, da noch genügend Zeit bis zum Ablgen der Fähre vorhanden ist. Fertig gepackt mache ich mich auf den Weg zum Postamt, um eine Briefmarke für die Karte an Lisa zu kaufen. Gleich nebenan lädt ein gemütliches Kaffee zum Verweilen ein. Einige Impressionen vom Verkehr an der Kreuzung daneben möchte ich euch nicht vorenthalten:
Go Papa go!

Was ist hier falsch?
Anschliessend machte ich selbst noch eine Stadtrundfahrt und begab mich zum Hafen

Motorradtour Naher Osten 2012

Was lange währt, wird endlich gut?
Endlich steht meiner langen Reise nichts mehr im Weg. Der Reise nicht, dem Ziel aber schon. Dieses ist noch immer Jordanien mit seinen Sehenswürdigkeiten und der Wüste, welche sich weit in den Osten des Landes erstreckt.


Etwas mehr als doppelt so gross wie die Schweiz bietet es genügend Interessantes um sich zwei Monate zu tummeln.
Wie gesagt, das ist das Ziel, doch ob es erreichbar ist, steht noch offen. Um mit dem Motorrad auf dem Land-/Seeweg dorthin zu gelangen gibt es mehrere Möglichkeiten. Die einfachste ist natürlich durch Syrien, was ich in meiner ursprünglichen Planung auch vor hatte. Unglücklicherweise ist dies durch die bürgerkriegsähnlichen Zustände im Land leider nicht mehr möglich. Der einzige Zugang besteht über Ägypten oder Israel.
Wie gelangt man nun in eines dieser beiden Länder (in vertretbarer Zeit)? Ägypten ist via Tunesien, Libyen zu erreichen oder mittels RoRo von der Türkei aus.
Der Gedanke Libyen zu bereisen hat kurz nach dem Sturz des Gaddafi Regime etwas sehr reizvolles. Also machte ich mich daran, ein Visum zu bekommen. Anfangs wurde mir von der Botschaft in Bern mitgeteilt, dass das kein Problem ist und ich erst einen "lettre d'invitaion" benötige, zu welchem sie mir verhelfen können. Nun begann ein langes hin und her mit etlichen Telefonaten und E-Mails, welches schlussendlich nach 5 1/2 Wochen mit einem "Nein" beendet wurde. Die Lage sei zu unsicher und gefährlich.

Also Plan B!
Glücklicherweise habe ich bereits vor einiger Zeit nach Alternativen zu suchen begonnen. Eine davon ist die Fähre mit Namen "Ruzgar", welche ab 27.2.2012 den RoRo Betrieb zwischen Mersin (TR) und Alexandria aufnimmt. Das tönt alles sehr gut und vor allem kostet es mich mit dem Motorrad praktisch nichts. SUPER!! Die Lösung. Doch wie mit allen einfachen Lösungen hat auch diese einen Haken. Der Fährbetrieb wurde bis heute noch nicht aufgenommen. Die aktuelle Position der Ruzgar kann mit diesem Link verfolgt werden.

Also Plan C
Es Fährt auch eine Fähre von Mersin nach Tripoli (Libanon). Ok. Noch nicht gerade Jordanien aber immerhin ein Anfang ;-). Wann diese genau fährt, weiss aber auch niemand. Es scheint, dass vor Ort am ehesten Informationen über Mögliche Alternativen zu erhalten sind.

Das heisst, dass das erste Reiseziel mal die Türkei ist und ich von dort aus "vor Ort" weiter schauen muss.