Freitag, 27. April 2012

Wüste und Oasen

Montag 23.4.2012
Die heutige Etappe geht nach Douz und für den Vormittag ist ein gutes Stück Piste eingeplant. An Stelle der Piste nach Ksar Ghilane werde ich erst auf der normalen Strasse etwas nordwärts fahren und dann eine Piste nach Matmata einschlagen. Die Gegend ist leicht hügelig und die Vegetation sehr abwechslungsreich. Immer wieder erobern sich Pflanzen ein Stück Land oder die Wüste streckt ihre sandigen Finger in das kultivierte Land hinein.

Mit der Beschreibung welche ich von der Piste habe, finde ich mich wunderbar in der Gegend zurecht. Auch ohne GPS ist der Teil hier noch gut machbar, da in dem hügelig, steinigen Gelände nur wenig Möglichkeiten für unmotivierte Abzweiger möglich sind.




Zurück auf der normalen Strasse muss ich feststellen, dass ich beinahe dem Koffer mit dem defekten Verschluss verloren hätte, nachdem dieser in einer Kurve am Boden gestreift hat. Ooops, noch mal gut gegangen.


Zur Mittagszeit treffe ich in Matmata ein. Die Besonderheit in dieser Gegend sind die in die Erde gegrabenen Häuser. Erst wird ein grosses Loch in das lehmige Erdreich gegraben und von dort aus die Abstecher in die einzelnen Zimmer. Das bekannteste dieser Häuser ist das Hotel Sidi Driss, in welchem Szenen für Star Wars gedreht wurden.
Mittagessen bei Luke Skywalker


Bereits auf der Strasse versucht ein Junge mit seinem Moped mich wieder zu irgendwelchen führungen zu überreden und als ich im Restaurant ankomme versucht er vom Wirt eine Provision zu erhalten. Zum Glück sind dies Einzelsituationen, welche hier nicht überall anzutreffen sind.

Gestärkt nehme ich die rund 100km lange Strecke, welche bis Douz verbleibt in Angriff. Zwischen Matmata und Douz liegt nur gerade eine kleine Ortschaft und ansonsten führt die Strasse durch eine praktisch menschenleere Gegend. Vereinzelt sind einige Zelte etwas abseits der Strasse in der Wüste zu sehen oder Kamelherden, welche am Weiden sind.

Douz ist eine kleine Oase, welche von der Dattelernte und vom Wüstentourismus lebt. In mitten des Dorfes, umgeben von Dattelpalem ist auch der Campingplatz, welcher für die nächsten Tage mein Zuhause sein wird.

Dienstag, 24.4.2012

Für heute ist Blumen pflücken angesagt. Etwas genauer ausgedrückt: Sandrosen suchen. In einer der Routen, welche ich von den Beiden Motorradfahrern erhalten habe ist eine Route in die Wüste beschrieben, welche ca. 35Km von der Strasse entfernt ist. Ohne Gepäck und mit dem richtigen Reifendruck ist der Ausflug ein Vergnügen. Auch die Querung der Weichsandfelder geht gut von Statten und die Fahrt entlang dem Chott mit 60 Sachen ist fantastisch. Eine solche Fahrt ist trotz allem sehr anstrengend, da die ganze Zeit die Aufmerksamkeit voll gefordert ist. Gerade im Sand ist das Motorrad in einem instabilen Zustand, an den ich mich erst einmal gewöhnen musste. Die Fahrt über Wellblechpiste bin ich mich gewohnt und weiss, wie damit umzugehen ist.

Einige Kilometer von der Strasse entfernt führt der Weg an einem kleinen See vorbei, auf dem Enten schwimmen. Kurz darauf wechselt die Landschaft von der grünen Vegetation wieder in die karge Steppe mit einigen dürren Sträuchern, welche sich aus dem Sand strecken. Am Ziel werde ich mit einer unglaublichen Szenerie belohnt für meine Strapazen. Mitten in der Wüste wachsen die Sandrosen. Ausser dem gelegentlichen Wind ist nichts zu hören und als ich aus voller Seele hinausjodle, kommt kein Echo zurück, da nichts da ist, das ein Echo verursachen könnte. Einzig eine Palme steht einsam in der Gegend und bildet so einen Anhaltspunkt.




Für die Rückfahrt folge ich den Wegpunkten auf dem GPS und manchmal sind meine eignen Spuren, welche ich auf der Hinfahrt hinterlassen habe kaum mehr zu sehen.



Mittwoch, 25.4.2012

Da ich auf dem Weg hierhin nicht über Ksar Ghilane gefahren bin, werde ich heute einen Abstecher zu dieser Oase unternehmen. Dort strömt warmes (ca. 40°) warmes Wasser aus der Erde und versorgt so die Oase mit dem lebenswichtigen Nass. Der Ort ist sehr beliebt und bekannt dafür, adss man darin baden kann. Pauschaltouristen werden häufig am Nachmittag dort hin geführt, übernachten dort und fahren am Vormittag wieder ab. So schaute ich, dass ich im Verlauf des späteren Vormittags im rund 140km entlegenen Ort eintreffe. Zwar gibt es eine Piste, welche von Douz direkt nach Ksar Ghilane führt, doch die rund 80km allein durch die Wüste sind ein zu hohes Risiko und ich fahre den Grössten Teil auf der asphaltierten Strasse. Nur einem kleinen Stück von etwa 30km kann ich nicht widerstehen und wähle den Weg über die Pisten durch die Wüste. Dieses Mal ohne Wegbeschreibung und lediglich mit den Koordinaten des Endpunktes, an dem ich wieder auf die Strasse treffen sollte.

Die Pisten verzweigen und queren sich in einer Art, welche darauf hinweist, dass es sich um ein häufig befahrenes Gebiet handelt. So wähle ich eine der best aussehenden Pisten und folge dieser grob in die gewünschte Richtung. Als sie dann zu stark nach Süden geht, warte ich, bis ich auf eine querende stosse, welche mehr in die von mir gewünschte Richtung verläuft. So lande ich praktisch punktgenau an der gewünschten Stelle wieder auf der Hauptstrasse. Unterwegs kommt mir ein ganzer Konvoi von Fahrzeugen entgegen, welcher eine Wüstenrally veranstaltete. Dabei überkommt mich jedes mal ein gewisses Schaudern. Für mich hat dies nicht mehr viel mit Tourismus zu tun, da diese Gruppen gleich mit Lastwagen etc. anfahren und alles mitnehmen, was sie unterwegs benötigen werden.

Wieder ein kleines Quiz für die Ornithologen unter den Lesern

Die Wüste hat doch einen blauen Schimmer

In Ksar Ghilane angekommen sind nur noch wenige Pauschaltouristen anwesend, welche sich bald verziehen. Kurz nach der Mittagszeit sind die drei Cafes um den Pool praktisch leer und ich nehme ungestört ein Bad im warmen Quellwasser.
Wassertemperatur: ca. 38°


Donnerstag, 26.4.2012

Markttag in Douz. Bereits am Vorabend haben sich erste Händler hier eingefunden und rund um den Hauptplatz damit begonnen, ihre Stände aufzubauen. Kurz nach Sonnenaufgang geht der ganze Rummel los und besonders an diesem Markt ist, dass gleichzeitig ein Viehmarkt stattfindet. Hauptsächlich werden Ziegen und Schafe gehandelt.



Apotheke - alles ohne Rezept


Tataouine - Tatooine

Freitag, 20.4.2012
Die Reise geht weite in Richtung Süden, in Richtung Wüste. Wie erwähnt, ist das Klimat und die Vegetation in dieser Gegend noch sehr mediteran. Das Ziel lautet Tataouine und liegt gut 550km entfernt im Süden. Aus dieser Strecke liegt auch die Stadt El Djem, in welcher während der Römerzeit das drittgröste Kolloseum gebaut wurde. Und es ist das, welches bis in die Gegenwart am besten erhalten geblieben ist. Zwar bedienten sich auch hier die Bewohner der Stadt im Verlauf der Zeit an Baumaterialien aus dem Kolloseum, doch steht nach wie vor ein beachtlicher Teil davon.




Etwas südlich von Sfax beschliesse ich, mir einen Platz für die Nacht zu suchen, so lange noch genügend Zeit dazu ist. Plage de Es Chaffar ist ein kleiner Badeort der Tunesier, in dem sich eine Villa an die andere reiht. Zur Zeit ist aber noch gar nichts los ausser einigen Jugendlichen aus Sfax, welche den freien Tag hier am Strand verbringen. Zwar ist der Strad wunderbar, doch das Schild „No Camping“ ist sehr deutlich. Ausserhalb der Siedlung finde ich schlussendlich ein schönes Plätzchen, an dem ich mein Lager aufschlage. Einzig ein Bauer, welcher bei Einbruch der Dämmerung mit seinem Traktor vorbeituckert ist zu sehen. Ansonsten gibt es erst ein Konzert der Vögel in den umliegenden Bäumen und bei Einbruch der Dunkelheit ein weiteres der Grillen, welches derart laut ist, dass ich mir überlege, die Ohrenpfropfen einzusetzen. Doch auch dieses verklingt mit Verlauf der Zeit.

Samstag 21.4.2012

Etappenziel Tataouine steht heute auf dem Programm. Die Landschaft wandelt sich etwas südlich von Sfax kontinuierlich von Olivenhainen zu Palmenreihen, welche beidseits der Strasse verlaufen. Das Klima wird trockener und trockener, die Erde wandelt den Farbton von Ocker-Braun immer mehr in Sandfarbe.

Nachdem ich das Gepäck im Hotel abgeladen habe, nutze ich die Zeit, um einen Ausflug nach Chenini zu unternehmen und einen blick auf die Piste von hier nach Ksar Ghilane zu werfen, welche ich möglicherweise fahren werde. Chenini ist ein kleines Beberdorf, welches ins Gebirge hinein gebaut ist. Da es bereits späterer Nachmittag ist, stehen Kinder auf der Strasse, welche versuchen, mich anzuhalten und irgendwo hin zu irgendwelche Besichtigungen zu führen.

Die nachfolgende Besichtigung der Piste nach Ksar Ghilane verläuft über die ersten ca. 10 km und erweist sich als sehr holprig doch eigentlich ganz gut fahrbar. Ich bin noch unschlüssig, ob ich diese mit dem ganzen Gepäck für die weiterfahrt wählen soll.

Zurück in Tataouine treffe ich Ali, welche mir seine Dienste als Führer/Fahrer für einen Ausflug zu den umliegenden Ksar anbietet. Da ich diese besuchen will, schlage ich ein und wir vereinbaren, dass er mich am nächsten Morgen im Hotel abholt.

Wem übrigend der Name Tataouine irgendwie bekannt vorkommt, so sei gesagt, dass es tatsächlich etwas mit Tatooine zu tun hat. Ursprünglich sollte der Name des Sterns aus Star Wars anders heissen (Utapau), doch liess sich George Lucas durch den Namen hier inspirieren und zog ihn dem ursprünglichen vor. Die Spuren der Star Wars Drehs sind noch an einigen Orten Tunesiens sichtbar und ich plane, den einen oder anderen davon zu besuchen.

Sonntag, 22.4.2012

Pünktlich um halb Neun ist Ali an der Reception, um mich abzuholen. Mit seinem alten Opel machen wir uns auf zum ersten Ksar, Ksar Ouled Soltane. Das Auto ist sicher mehr als 30 jährig und die Fahrt selbst ist ein Erlebnis. Dass sich der Beifahrersitz nicht mehr verstellen lässt und ich daher eingklemmt wie eine Sardine mitfahre ist nur das kleinste der Probleme. Was ausser dem Tacho sonst noch alles nicht funktioniert, will ich gar nicht erst wissen. Jedenfalls nutzt er ein separates Zündschloss und sobald es bergab geht, schaltet er den Motor ab...


Die Ksar selbst sind völlig verlassen und nur einige Maler sind noch hier und versuchen den Touristen ihre Aquarelle zu verkaufen. Vor den Eingängen sitzen die Dorfältesten und sind am Debattieren. Als wir im Ksar Ez-zahra einen Kaffee trinken, treffen wir zwei deutschsprachige Motorradfahrer, mit denen ich mich austauschen kann. Sie beschreiben mir den weitern Verlauf der Piste, welche ich angeschaut habe und ich erfahre, dass diese im späteren Verlauf stark eingesandet ist. Mit dem ganzen Gepäck ist dies kein wirkliches Vergnügen. Von ihnen bekomme ich noch einige Tips für Routen und Wegbeschreibungen, welche ich gerne entgegen nehme. Jedenfalls werde ich nach einer Alternative für die Weiterfahrt suchen.





Irgendwie muss man ja nicht immer alles verstehen, was man sieht... So verschliesst sich mir die Logik in dieser Bauweise.

Lochraster für Dübel?

Donnerstag, 19. April 2012

Afrika!!

Montag 16.4.2012
Früh auf und die Landlady selbst ist noch gar nicht anwesend. Da sie etwas an Lebensmittel für die Gäste bereit gestellt hat, esse ich und beginne, das Motorrad zu packen, als sie mir im Treppenhaus begegnet. Frische Croissons und ein Espresso. So viel Zeit muss sein.
Als ich um neun Uhr beim Mechaniker in Napoli eintreffe, scheine ich bereits erwartet zu werden. Das grösste Ersatzteillager, das ich jemals gesehen habe. Und es sind neue Originalteile.
Das Problem mit dem Ansaugstutzen ist in XT-Kreisen kein unbekanntes und sie haben auch immer solche auf Lager. Super. Schnell eingepackt und dann nichts wie ab zum Hafen, wo bereits die Fähre wartet.

Nun zeigt sich mir ein vertrautes Bild, welches mit den Reisen nach Marokko identisch ist. Kleinwagen, welche mehr als die Wagenhöhe beladen sind und deren Federung bis in den Anschlag durchgedrückt ist warten auf den Einlass in die Fähre. Zudem werden drei Carladungen voll mit Schulkindern gebracht, welche ebenfalls auf die Fähre wollen. Diese werden das Schiff glücklicherweise in Palermo wieder verlassen.


gut geladen ist halb gefahren
Als dann das Schiff mit gut einer Stunde Verspätung ablegt, herrscht etwas rauher Seegang, welcher dazu führt, dass die Schulklassen nicht mehr einen solchen Radau machen, sondern etwas bleich herumsitzen. Nur ein paar wenige verwegene sind vom Seegang nicht beeindruckt.

Trotz der verspäteten Abfahrt treffen wir um 22:00 in Palermo ein und die Weiterfahrt erfolgt plangemäss.
 
Zwischenhalt in Palermo
Unterdessen habe ich meine Routine, was Deckpassagen angeht und ich suche mir ein ruhiges Plätzchen für die Nacht.
Dienstag 17.4.2012

Afrika! Endlich tauchen erste Umrisse Cap Bon Backbordseits auf und künden die baldige Ankunft in Tunis an. Es ist ein schönes und vertrautes Gefühl, das mich überkahm, als wir in den Hafen von Tunis einliefen.

Cap Bon
Am Zoll ein Ablauf, wie in diesen Ländern üblich. Helfer, welche für einige Euros zeigen, welche Formulare auszufüllen sind und sich mit dem Pass ihrer Begünstigten vordrängen, um 2 Minuten schneller durch den Zoll zu sein.

Die Formalitäten sind wiederum keine Sache und schon bald heisst es: „Bienvenue au Tunesie“
.

Als erstes Fahre ich nach Tunis hinein um Geld und Strassenkarte zu besorgen. Gleich neben dem Bancomat ist ein Kaffe, in dem ich mich nach einem Buchladen erkundige. Glücklicherweise sind hier die vertrauen Michelin Karten erhältlich und damit geht es weiter zum ersten Tagesziel, nach Nabeul.

Die kleine Stadt liegt direkt am Meer etwas 50km südöstlich von Tunis. Nachdem ich mich einquartiert habe, unternehme ich eine erste Exkursion in das Städtchen. Obwohl ich noch nie in Tunesien war, kommt mir alles sehr vertraut vor. Die Maghreb-Staaten sind einander sehr ähnlich.
Camping/Hotel les Jasmins
Im Camping/Hotel treffe ich auf eine kleine Guppe von 6 Motorradfahrern, welche nun auf dem Heimweg sind. Sie werden am Donnerstag die Fähre nach Genua nehmen.
Mittwoch/Donnerstag 18./19.4.2012 – Petrus ist eine Wildsau

Heute war Servicetag angesagt. Einerseits das Motorrad, welches dringend den neuen Ansaugstutzen benötigte und Andererseits meine Wäsche, welche dringend gemacht werden muss.
Naked Bike
3x Materialermüdung
Die Reparatur erfolgt ohne Probleme und eine anschliessende Probefahrt vermittelt ein ganz anderes Fahrerlebnis. Ich hoffe nun, dass der hohe Ölverbrauch, welchen ich zeitweise hatte auf dieses Problem zurückzuführen war. Ansonsten muss ich mir noch etwas einfallen lassen.

Von der Gruppe, welche auf dem Heimweg ist, bekomme ich einige gute Tips für Tunesien. Petrus, welcher der Organisator ist, machte dies nicht zum ersten Mal. Sein Motto lautet: Gas geben, Bremsen ist für Verlierer. So veranstaltete er dieses Jahr ein Rennen auf einem Motocyclette über die Sanddünen und hat prompt gewonnen. Übrigens hätte ich in dieser Gruppe zu den jüngeren gehört. Franz, welcher früher Motocross gefahren ist, ist 61 und dirigiert seine Maschine mit einer Leichtigkeit durch den Sand, welche verboten sein sollte.

Ein lustiger Nachmittag mit wertvollem Austausch, der mir die nächste Zeit hier unten bereichern wird.

Den Donnerstag nehme ich mir Zeit, um den weiteren Verlauf der Reise zu planen und um mich zu aklimatisieren. Das Wetter geht in die richtige Richtung. Den ganzen Tag über ist es sonnig und warm und auch der kleine Guss am Abend kann diese Stimmung nicht trüben.
Nabeul

Westtraverse

Dienstag 10.4.2012

Mit den beschriebenen Aussichten mache ich mich auf den Weg in Richtung Ankara um zu sehen, wie der weitere Verlauf der Reise aussehen soll.

Einmal mehr wird die Grösse der Türkei bewusst, wenn Strassen über 40km einfach gerade aus durch topfebene Landschaften führen. Ich nehme nicht die Autobahn und habe so Gelegenheit, in kleinen Ortschaften einzukehren und den Puls des Lebens zu spüren.







gerade aus bis an den Horizont






In jeder Ortschaft findet sich ein Zentrum, in dem einige Restaurants und Läden zu finden sind. Auf den Ein- und Ausfallstrassen sind meist die Handwerksbetriebe für den Bau, die Automechaniker und Traktorenhändler, welche ihr Angebot zur Schau stellen.

Als es am Nachmittag anfängt zu regnen und der Wind kalt entgegen bläst, fangen meine Gedanken an nach Alternativen zu suchen und spinnen wilde Pläne. Tropfnass komme ich in dem Hotel&Camping südlich von Ankara an. Der Camping ist natürlich um diese Jahreszeit noch ungenutzt und somit suche ich mir einen Platz nach Belieben. Die Umgebung ist etwas trostlos, doch für eine Nacht geht das gut.

In der Lobby ist es geheizt und Internet steht zur Verfügung. Ich schaue mir diverse Varianten an und bleibe immer wieder an derjenigen hängen, nach Tunesien zu fahren um dort die Wüste zu erkunden. Fähre Igouamenitsa-Bari und Palermo-Tunis sind vorhanden und in vernünftiger Zeit zu erreichen. Ich beschliesse den Plan noch einmal zu überschlafen und dann zu entscheiden.

Die Nacht wird etwas laut und kalt. Das Zelt bietet nicht gerade einen guten Lärmschutz. Und zudem ist mein Schlafsack nass geworden, so dass ich meine Füsse erst in eine Jacke einwickle und dann mit einem Plastiksack vor der Nässe schütze. Als sich mein Atem im Zelt beim Ausatmen dann noch beschlägt, wird mir klar, dass es für die Türkei zu früh im Jahr ist.
südlich vor Ankara



Mittwoch 11.4.2012

Die Nacht verläuft alles andere als ruhig. Einerseits der Lärm der Strasse und andererseits ist es die Kälte, die mich weckt.

Nach Tagesanbruch genehmige ich mir eine ausgiebige Dusche. Wenigstens das Wasser ist angenehm warm und nur wenige Wasserstrahlen suchen sich einen anderen Weg aus der Brause als den dafür vorgesehenen. Nun steht für mich fest, dass ich nach Tunesien fahre. Am Dienstag kommende Woche werde ich dort ankommen, wenn alles nach Plan verläuft. Inshallah!

Für Frühstück habe ich noch genügend Lebensmittel mit dabei und ich mache mich zügig auf den Weg, um Istanbul zu erreichen. Der Weg um Ankara herum ist übersichtlich und gut signalisiert, so dass die Stadt bald hinter mir liegt. Auch hier nehme ich weiterhin die Hautstrassen und habe so Gelegenheit noch etwas mehr vom Land zu sehen. Die endlosen Weiten bleiben stark in meiner Erinnerungen und prägen den Eindruck, den ich neben demjenigen an die freundlichen Menschen mitnehme.

Dann beginnen die Vororte von Istanbul und gut 40km vorher geht die Fahrt nur noch durch die Stadt, welche sich auf der asiatischen Seite auf dem schmalen Landstrich ausdehnt. Und dann kommt der Verkehr, welcher gegen Abend vom Blechfluss in eine Ansammlung stehender Fahrzeuge umschlägt. Glücklicherweise kann ich mich mit dem Motorrad zwischen den stehenden Autos hindurch bewegen und komme so noch etwas schneller voran. Nach einem kurzen Abstecher hinunter an den Bosporus, wo die Fähre kreuzt, komme ich auf die riesige Brücke, welche die beiden Erdteile miteinander verbindet. Ganz bewusst fahre ich von Asien zurück nach Europa. Im Sog des pulsierenden Lebens, welches in zwei Strömen zwischen den beiden Enden der Brücke hin und her fliesst.
Istanbul

Nun gilt es langsam, einen Ort für die hereinbrechende Nacht zu finden. Es dauert ewig, bis ich die Stadt hinter mich bringe, denn auch auf der europäischen Seite dehnt sie sich noch kilometerweit der Küste entlang aus. In einem Internetkaffee finde ich die Adresse eines Hotels, welches in der Nähe ist und dessen Preis vernünftig scheint. Nach einem Anruf probiere ich das Hotel zu finden. Doch leider ist der Englischwortschatz des Receptionisten eher beschränkt und auch die Personen, welche ich anfrage, können keine klare Angaben machen. Endlich finde ich einen Portier einer Anlage, welcher mir deutet, ich solle hinter ihm her fahren. Er bringt mich zu einer Einfahrt mit Barriere und deutet mir auf die Strasse in einiger Entfernung und ich sehe dort das Hotel. Nun, warum kann ich denn nicht direkt dorthin fahren?? Plötzlich taucht ein weiterer Portier auf und mir wird klar, wie das ganze funktioniert. Die Gebäude vor mir sind so etwas wie ein Werkhof an der Autobahn und das Hotel selbst ist nur von der Autobahn aus zu erreichen. SUPER! Eine gute Wegbeschreibung würde Wunder bewirken. Mit dieser Einsicht allein bin ich aber noch nicht im Hotel angelangt. Während sich der eine Pförtner verabschiedet, deutet mir der Arbeiter des Werkhofs, ihm zu folgen. Mit dem Motorrad. Ok. Nur der erste Weg, den er mit mir gehen will führt über eine ca. 20M lange flache Treppe hinunter. Nööö, keine Lust. Haben wir noch einen anderen Weg? Ja, bitte hier entlang. An dessen Ende komme ich wieder an eine Treppe. Diese ist jedoch nur etwas 5 Stufen hoch, doch mit normalem Trittverhältnis. Ich beschliesse, diesen Weg zu probieren und rolle die kurze Treppe hinunter. Glücklicherweise ist es trocken!

Das Hotel entschädigt dafür mit seinem Standard für die Strapazen. Wenn ich auch neben der Autobahn bin, so schlafe ich sehr gut, denn hier ist gut schallisoliert.
Zimmer für Fr. 20.- inkl. Frühstück



Donnerstag 12.4.2012

Auf, auf, das letzte türkische Frühstück eingenommen und ab in Richtung Griechenland. Bin gespannt, wie der Grenzübergang hier ablaufen wird. Zudem habe ich nun mein DoIt Nummernschild und mit Griechenland komme ich ja bereits wieder in den Schengen Raum.

Doch erst einmal gilt es von der Autobahn herunter zu kommen, denn ich habe natürlich noch immer keine Karte um die Ausfahrt zu bezahlen. An der Kontrollstelle angekommen wende ich mich freundlich an die dort arbeitenden anwesenden Beamten und versuche ihnen meine Situation klar zu machen. Erst ein wenig Verwirrung auf ihren Gesichtern und dann signalisieren sie mit, ich solle durchfahren. Als ich an die Barriere komme, rechne ich damit, dass sie diese nun öffnen, doch ich warte vergeblich. Also wieder drum herum fahren und hören, wie die Sirene los geht.

Kurz vor der Grenze mache ich nochmals halt um etwas zu essen und meine verbleibenden türkischen Lira in Benzin umzusetzen. Zurückwechseln würde sich weniger lohnen als der Mehrpreis für das Benzin hier ausmacht.

Dann kommt der Grenzposten zu Griechenland. Die Grenzposten scheinen alle nach dem selben Schema aufgebaut zu sein und der Ablauf ist mir doch sehr bekannt, fast schon ein wenig vertraut. Innert kürzester Zeit bin ich durch und bewege mich wieder im Niemandsland. Die Strasse nach Griechenland führt mittels Brücke über einen Grenzfluss. Anhand der starken Militärpräsenz bin ich mir nicht so sicher, ob ich nun doch noch einmal nach Syrien fahre, doch die Flaggen auf den Wachhäuschen der anderen Brückenseite sind eindeutig griechisch. Zwischen diesen beiden Ländern scheint auch noch einiges nicht ganz aufgearbeitet zu sein.

Die anschliessenden Einreiseformalitäten verlaufen ohne grosse Reibungsverluste und nach einigen Minuten bin ich bereits in Griechenland unterwegs.

Am auffälligsten sind die fehlenden Minarette in den Ortschaften, welche nun an der Strasse auftauchen. Mein Plan ist, bis ca. 50Km vor Thessaloniki zu fahren und dort am Meer zu übernachten. Im Internet habe ich noch einen Campingplatz ausfindig gemacht, welcher einen sympatischen Eindruck macht.

Die Ortschaft heisst Aspovalta und ist ein Ferienort Direkt am Meer. Nur fehlen auch hier wieder die Touristen, welche um diese Zeit noch nicht anwesend sind. Meinen Camping finde ich ebenfalls schnell. Er liegt etwas ausserhalb und mach einen verlassenen Eindruck. Die Informationen im Internet dürften wohl etwas veraltet sein. Irgendwie sollte ein Verfalldatum für Websites eingeführt werden.

Nach kurzer Suche finde ich ein idyllisches Plätzchen direkt am Meer, welches mich direkt für den Aufenthalt diese Nacht einlädt. Das erste Mal ein kleines Lagerfeuer und der sternenklare Himmel über dem gleichmässig rauschenden Meer entschädigen für viele Strapazen.

ungestörte Ruhe am Strand

In der Dunkelheit beginnt plötzlich ein Glockenspiel von einem Kirchturm her zu schlagen und einige Zeit später vernehme ich Kirchgesänge. Kitschiger könnte es eigentlich nicht sein.





Freitag 13.4.2012

Freitag der 13. und vor mir liegt ein gutes Stück Weg bis nach Igouamenitsou, von wo aus die Fähre nach Bari ablegt. Da ich keine Karte von Griechenland mit dabei habe, muss ich mich auf die spärlichen Daten des GPS verlassenen. Diese reichen aber problemlos aus.

Kurz nach dem Mittag lege ich eine Rast ein, da alles sehr gut verlaufen ist und noch genügend Zeit für die knapp 200km, welche vor mir liegen vorhanden ist.

Beim Verlassen des Restaurants beginnt es jedoch wieder zu tropfen und nun will ich definitiv nur noch an die Wärme.

Die Tropfen verwandeln sich in einen anständigen Frühlingsregen, welcher sehr erfrischend wirkt. Doch etwas zu erfrischend für meine Motorrad! Plötzlich setzt der Motor aus und auch der Wechsel auf Reserve bringt keine Änderung. Was nun? Es sind noch rund 160km vor mir und nun streikt die gute Ténéré. Nach einigem Örgeln am Anlasser und Versuchen mit mehr oder weniger Gas springt sie wieder an. Doch irgendwie will sie nicht so recht. Mir kommt ein übler Verdacht und dieser wird durch einen Blick auf den Zylinder bestätigt: der Ansaugstutzen zwischen Vergaser und Zylinder ist nicht mehr dicht und saugt falsche Luft, resp. in dem Fall sogar Wasser an. Quelle Bordelle!?! Nun heisst es einfach durchhalten und die Fähre erreichen.

Die verbleibende Strecke wird zu einem Tanz auf Nadeln. Beim kleinsten seltsamen Verhalten werde ich misstrauisch und versuche den Motor am Leben zu erhalten. Noch einige Male versagt er aber seinen Dienst, doch mit etwas Überredungskunst bringe ich ihn wieder zum laufen.

Die letzten Kilometer bis Igouamenitsou werden dann sogar wieder trocken und ich komme „in Time“ am Fährterminal an. Nach dem Chek-In fahre ich noch ins Dorf, um etwas zu Essen für die bevorstehende Überfahrt zu kaufen.

Im Ort sind viele Strassen abgesperrt und die Läden sind am Schliessen. Im kleinen Laden, den ich dann finde, erfahre ich, dass dies der Anfang des orthodoxen Osterfestes ist und dass nun alles für einige Tage geschlossen bleibt. Last Minute – Glück gehabt.



Ab 19:00 ist das Boarding der Fähre offen. Der grösste Teil der Fahrzeuge, welche am Hafen für die Fahrt in das Schiff warten haben bulgarische oder rumänische Nummernschilder. Das merke ich dann auch im Schiff selbst, welches mir wie ein Zigeunerlager vorkommt (ohne nun jemandem zu nahe treten zu wollen). Wieder ein ganz anderer Schlag Mensch, welcher sich hier eingefunden hat. Die halbe Nacht durch wird getrunken und palavert, Polka laufen lassen und es herrscht ein riesen Tohuwabohu.



Samstag 14.4.2012

Zeitverschiebung und wir sind bereits am frühen Morgen in Bari. Mein Glück. Als erstes muss ich ein Ersatzteil finden und mich dann in Richtung Westen begeben. Die nächste Fähre geht erst am Montag und somit habe ich keinen grossen Druck.

Die Einreise nach Italien erfolgt in Form eines Pass zeigen und durchwinken. Interessanterweise müssen Reisende aus den Ostblockstaaten einen anderen Weg nehmen. Doch noch nicht alles ganz gleich in der EU.

Die Website von Yamaha ist famos. Einerseits sind die Explosionszeichnungen aller Motorräder verfügbar, so dass ich die Teilnummer herausschreiben kann und andererseits haben sie europaweit alle Händler aufgeführt. In Bari sind dies gleich ein halbes Dutzend.

Der nun folgende Teil ist schwieriger, da mein Italienisch sich auf einige wenige Brocken beschränkt. Doch auch das klappt. Ich komme in eine Werkstatt, wo wir und das Problem kurz ansehen. Hmmm, Ok. Können wir bestellen und ist bis in einer Woche hier. Ähhh Stop! Montag geht die Fähre nach Tunis. Also wird etwas herumtelefoniert und es findet sich ein Händler in Napoli, welcher den Ansaugstutzen an Lager hat. Bestens, denn die Fähre geht von Salerno über Palermo nach Tunis.

Ich mache mich ausgerüstet mit einer Italienkarte auf den Weg quer durch das Land. Es ist noch immer bitter kalt und regelmässig kommen Regenfronten, welche ich an mir vorbeiziehen lasse, nachdem ich einen Unterstand gefunden habe.

So kommt es, dass ich im Landesinneren an einem Landgasthof vorbei komme, welcher ideal für die Nacht zu sein scheint. Passt. Mit einem guten italienischen Essen wird dieser Tag beendet.

Sonntag 15.4.2012

Weiter geht es nach Salerno und dort brauche ich noch eine Unterkunft. Online finde ich ein B&B in zentraler Lage, welches einen schönen Eindruck macht. Was natürlich nicht ersichtlich ist, ist, dass die Altstadt von Salerno aus lauter kleinen und kleinsten Gässchen besteht. So erweist sich die Suche nach dem B&B zu einem kleinen Kunststück.

Nachdem ich mein Zimmer bezogen habe, beschliesse ich trotz Regen nach Napoli zu fahren und den Mechaniker zu suchen, da es bis dort hin mehr als 25km sind und ich morgen theoretisch im 9:00 im Hafen sein sollte.

Die Rekognostzion erweist sich als richtig, denn für einmal stimmen die Angaben von Google Maps nicht mit der Realität überein. Zum Glück ist dies eine Ausnahmeerscheinung.

Jedenfalls finde ich den Mechaniker, wenn auch geschlossen. Dies erleichtert am Montag die Fahrt hierhin um vieles.

Den Rest des Nachmittag geniesse ich mit Flanieren und einem guten italienischen Gelati.

Ürgüp

Sonntag 8.4.2012
Nach den langen Fahrten der beiden vorangehenden Tage beschloss ich, an einer Führung durch Kappadokien teilzunehmen und mir so einen Überblick der Sehenswürdigkeiten zu verschaffen.

Unsere Gruppe bestand aus zwei türkischen Paaren, drei Indern und mir. So gab unsere Führerin ihre Erklärungen abwechselnd in englisch und in türkisch ab. Dies verschaffte Pausen, um die jeweiligen Objekte in Ruhe zu betrachten.



Die ganze Region ist voll auf Massentourismus ausgelegt, so dass beispielsweise im Freilichtmuseum jeder Gruppe pro Objekt ein Zeitschlitz von 3 oder 4 Minuten zugestanden wird, bevor sie weiter muss. Nach der 25 orthodoxen Kapelle ist das dann auch nicht mehr sehr tragisch, da in etwa immer das selbe gezeigt wird.


Der Tag brachte das, was ich mir davon erhofft hatte, nämlich die verschiedenen Standorte der Felshäuser und -formationen zu sehen. Es war jedoch auch klar, dass ich nicht nochmals für mehr Einzelheiten an diese zurückkehren müsste.


Montag 9.4.2012

Dafür sollte der Montag einmal wieder ein Tag für etwas „Hausarbeiten“ sein. Schreiben und planen, denn da die Einreise nach Syrien mittels Visum an der Grenze nicht möglich war, galt es nochmals die Alternativen zu prüfen. Eine davon war bei der Syrischen Botschaft in Ankara ein Visum zu bekommen und in Hinsicht der geplanten Waffenruhe vom Donnerstag an den Transit zu wagen. Die andere bestand darin, nochmals bei der Schifffahrtsgesellschaft nachzufragen, wie weit sie mit der Genehmigung für die Aufnahme des ordentlichen Betriebs sind.

Bei meinem Anruf in der Botschaft gelangte ich an den Konsul, welcher für die Vergabe der Visa zuständig ist. Auch nach längerer Diskussion liess er sich nicht überzeugen, mir ein Visum, auch nicht für den Transit, auszustellen. ok. Auf dieser Route lässt sich nichts machen. Die Nachfrage bei der Schifffahrtsgesellschaft brachte auch nichts neues zu Tage, so dass die Situation hier recht nach Sackgasse aussieht.

Nun, das Ziel der Reise ist in einen Arabischen Staat und in die Wüste zu reisen. Da ist noch der Libanon, welcher als solches zwar kein Weiterkommen bietet, aber als solches ebenfalls sehr interessant ist. Ich probiere nochmals über Adressen in Beirut nach einer Fährverbindung von Zypern in den Libanon zu suchen. Antworten sollten am Dienstag eintreffen. Oder auch am Mittwoch....

Der Osten der Türkei und der Weg durch den Irak betrachte ich nicht als Option, da diese Gegend ebenfalls als sehr unsicher gilt. Zudem ist in den anatolischen Hochebenen im Osten noch kräftig mit Schnee zu rechnen und darauf habe ich nun keine Lust mehr. Mich zieht es an die Wärme, an die Sonne.

Am Nachmittag gelingt es mir auch zusammen mit dem Hotelbesitzer, welcher sehr gut englisch spricht bei der Polizei eine Verlustanzeige zu bekommen. Damit ist auch die Pflicht für heute erfüllt.

Den Rest geniesse ich die kleine Ortschaft Ürgüp und das Hotel, welches eine Perle in der verschachtelten Innenstadt ist.
Impressionen Ürgüp

überall präsent: Laufburschen
kenn ich doch...