Zeit, um weiter zu reisen und mich mal
etwas in Richtung Nord zu begeben. Übermorgen will ich in Kasserine
sein und für zwei Tage die Gegend dort erkunden.
Mein Weg führt in die bereits bekannte
Richtung Gabes, wo die Strassenblockaden waren. Diese werden nun
regelmässiger auftauchen. Das ist jedoch nicht weiter tragisch, da
die Touristen unbehelligt passieren können (hätte ich ja beim
ersten Mal schon probieren können). Mit dem Potorrad geht das noch
viel einfacher als mit dem Auto, da dieses auch zwischen zwei quer
gestellten Lastwagen hindurch passt. Die Gründe für die Blockaden
liegen in der weiterhin bestehenden hohen Arbeitslosigkeit in einigen
Gebieten des Landes und darin, dass grosse Arbeitgeber Entlassungen
angekündigt haben.
Für mich steht auf dem Tagesziel noch
die Fahrt durch eine kleine Schlucht und anschliessend eine kleine
Passfahrt. Den Einstieg in die Schlucht habe ich gut gefunden. Was
danach kommt, ist atemberaubend: teils knapp 3m breit zieht die Piste
durch die senkrechte Schlucht hindurch und windet sich in Spitzkehren
an deren Ende zum oberen Ausgang. Es ist so imposant, dass ich nicht
mal Gelegenheit finde, Fotos zu machen. Unbedingt noch einmal
durchfahren!!
Nun geht es über einen kleinen Pass,
welcher knapp unter dem Gipfel des Jebel Biada (1163m) führt. Auf
derr Nordseite komme ich eine derart schöne Gegend, dass ich
beschliesse irgendwo zwischen den terrassenförmigen Olivenhainen
mein Nachtlager aufzuschlagen. Absolut ungestört geniesse ich die
sternenklare Nacht.
Aussicht vom Jebel Biada nordwärts |
Entsprechend früh werde ich von den
ersten Sonnenstralen geweckt und mache mich wieder auf meinen Weg
nach Kasserine. Die Abfahrt führt durch ein kleines Berberdorf,
welches mir durch seine Pragmatik noch lange in Erinnerung bleiben
wird.
warum nicht mal so? |
Was sehr stark auffällt ist die
Veränderung in der Fauna. Der Einfloss des Chott ist nördlich des
Jebel Biada nicht mehr zu spüren und die Olivenbäume erstrecken
sich wieder kilomerterweise über die Landschaft hinweg. Bewusst
wähle ich Strecken abseits der Hauptstrassen um so mehr vom Land zu
sehen, denn mein Ziel liegt nicht darin, möglichst schnell von einem
Ort zum anderen zu kommen.
Um die Mittagszeit fahre ich auf einer
dieser Nebensträsschen nach Sbeitla, wo eine sehr gut erhaltene
römische Siedlung zu besichtigen ist. Auch hier ist die Hauptstrasse
blockiert und die Lastwagen stauen sich im Städchen.
Werden nicht einfach zur Seite geschoben mit dieser Ladung |
Freitag 4.5.2012
Nationalpark Jebel Chambi (1544)
höchster Berg Tunesiens
Um den Nationalpark besuchen zu dürfen
benötigt man eine schriftliche Genehmigung, welche in Tunis bezogen
werden kann. Da vermutlich die wenigsten Touristen dies wussten,
wurde die Vergabe auch in Kasserine, welches gleich daneben liegt,
ermöglicht. Diese wird vom Direktor persönlich ausgestellt und ist
kostenlos.
Der Park selbst ist etwa 20km von
Kasserine entfernt und wieder einmal habe ich das Gefühl, dass
ausser mir niemand anwesend ist. Ein kleines Strässchen windet sich
von der Ebene hinauf auf den Gipfel, welcher durch einen Halbmond
gekennzeichnet ist. Ungewöhnlich für die lokalen Verhältnisse ist,
dass der Berg sehr stark bewaldet ist. Vor allem Pinien wachsen hier
und es duftet himmlisch.
Lange Zeit bleibe ich auf dem Gipfel und beobachte, ob ich irgendwo eines der hier heimischen Tiere entdecke. Doch weder Mufflon, noch Wildschwein, Gazelle, Hyäne oder Hase lassen sich blicken. So mache ich mich auf dem Abstieg auf einen Abstecher auf einen der Wege, welche zu Fuss oder 4x4 befahren werden können. Dieser führt mich in einem weiten Bogen um den Gipfel herum. Als ein umgestürzter Baum zu umfahren ist und die Piste immer mehr verwachsen wird, mache ich mich mal zu Fuss auf, um das Gelände weiter zu erkunden. Anders als in der weiten Steppe sind die Hindernisse hier etwas schwerer zu umfahren. Doch auch mein Fussmarsch ergibt nichts konstruktives und ich beschliesse, zurück auf das asphaltierte Strässchen zu kehren.
Nach dem Nationalpark geht es nordwärts praktisch entlang der algerischen Grenze nach Haïdra. Die Gegend ist noch einmal eine völlig neue Erfahrung. Das Land ist sehr grün und leichte Wäldchen prägen die Gegend. Zur Abwechslung (nicht ironisch) zieren dunkle Wolken den Himmel und ein Gewitter mit Blitz und Donner zieht in der Richtung, in die ich hin will auf.
Das kleine Strässchen hat sich
wiederum in eine Piste verwandelt, welche jedoch mit der Nässe mit
höchster Sorgfalt zu befahren ist. Der staubige Belag verwandelt
sich in einen Match, welcher in den Stollen haftet und so zu einer
Rutschpartie führt.
Nachdem ich wieder festen Untergrund
erreicht habe, beschliesse ich in einem der Wäldchen neben der
Strasse eine Stelle für mein Lager zu suchen. Auf dem von
Piniennadeln belegten, weichen Boden stelle ich das Zelt auf und bin
gerade dabei, mich einzurichten. Hinter mir höre ich das Geräusch
einer Schafherde, welche den Hang entlang kommt. Der Bauer/Hirte
kommt auf mich zu und lädt mich zu sich nach Hause ein, da der Hof
gleich auf der Gegenüberliegenden Seite des Hanges liegt. Gerne
nehme ich die Einladung an, obschon wie und nur sehr schwer
verständigen können. Er spricht lediglich den tunesischen Dialekt
und mit meinen paar Brocken Hocharabisch, komme ich nicht weit. Die
Familie auf dem Hof (seine Mutter und seine Schwester) sind so
herzlich und irgendwie gelingt die Kommunikation.
(M)eine kleine Nachtmusik |
Als ich später im Zelt liege und das Licht lösche gehen mir Bilder von Killerhasen durch den Kopf, welche nun um mein Zelt hoppeln und die untereinander bereits abgemacht haben, wer welche Stücke bekommt. Doch das ist nur ein bösAaaaaarrrghhhhhhhhhh.....
Samstag 5.5.2012
Der Samstag bringt keine spektakulären
Erlebnisse mit sich, lediglich die Reise von Haïdra nach Kairouan.
Nun verändert sich die Landschaft wieder in umgekehrter Richtung, da
ich mehr nach Osten und etwas südlich fahre.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen