Sonntag, 6. Mai 2012

On the road again

Mittwoch 2.5.2012
Zeit, um weiter zu reisen und mich mal etwas in Richtung Nord zu begeben. Übermorgen will ich in Kasserine sein und für zwei Tage die Gegend dort erkunden.

Mein Weg führt in die bereits bekannte Richtung Gabes, wo die Strassenblockaden waren. Diese werden nun regelmässiger auftauchen. Das ist jedoch nicht weiter tragisch, da die Touristen unbehelligt passieren können (hätte ich ja beim ersten Mal schon probieren können). Mit dem Potorrad geht das noch viel einfacher als mit dem Auto, da dieses auch zwischen zwei quer gestellten Lastwagen hindurch passt. Die Gründe für die Blockaden liegen in der weiterhin bestehenden hohen Arbeitslosigkeit in einigen Gebieten des Landes und darin, dass grosse Arbeitgeber Entlassungen angekündigt haben.

Für mich steht auf dem Tagesziel noch die Fahrt durch eine kleine Schlucht und anschliessend eine kleine Passfahrt. Den Einstieg in die Schlucht habe ich gut gefunden. Was danach kommt, ist atemberaubend: teils knapp 3m breit zieht die Piste durch die senkrechte Schlucht hindurch und windet sich in Spitzkehren an deren Ende zum oberen Ausgang. Es ist so imposant, dass ich nicht mal Gelegenheit finde, Fotos zu machen. Unbedingt noch einmal durchfahren!!

Nun geht es über einen kleinen Pass, welcher knapp unter dem Gipfel des Jebel Biada (1163m) führt. Auf derr Nordseite komme ich eine derart schöne Gegend, dass ich beschliesse irgendwo zwischen den terrassenförmigen Olivenhainen mein Nachtlager aufzuschlagen. Absolut ungestört geniesse ich die sternenklare Nacht.

Aussicht vom Jebel Biada nordwärts


Donnerstag 3.5.2012

Entsprechend früh werde ich von den ersten Sonnenstralen geweckt und mache mich wieder auf meinen Weg nach Kasserine. Die Abfahrt führt durch ein kleines Berberdorf, welches mir durch seine Pragmatik noch lange in Erinnerung bleiben wird.

warum nicht mal so?
Was sehr stark auffällt ist die Veränderung in der Fauna. Der Einfloss des Chott ist nördlich des Jebel Biada nicht mehr zu spüren und die Olivenbäume erstrecken sich wieder kilomerterweise über die Landschaft hinweg. Bewusst wähle ich Strecken abseits der Hauptstrassen um so mehr vom Land zu sehen, denn mein Ziel liegt nicht darin, möglichst schnell von einem Ort zum anderen zu kommen.

Um die Mittagszeit fahre ich auf einer dieser Nebensträsschen nach Sbeitla, wo eine sehr gut erhaltene römische Siedlung zu besichtigen ist. Auch hier ist die Hauptstrasse blockiert und die Lastwagen stauen sich im Städchen.

Werden nicht einfach zur Seite geschoben mit dieser Ladung
Genügend Zeit, um mir die rund 50ha grosse Ausgrabungsstätte anzusehen. Die Ortschaft war während der Römerzeit aufgrund ihrer strategischen Lage eine der wichtigsten in der Provinz Africa.




Freitag 4.5.2012

Nationalpark Jebel Chambi (1544) höchster Berg Tunesiens

Um den Nationalpark besuchen zu dürfen benötigt man eine schriftliche Genehmigung, welche in Tunis bezogen werden kann. Da vermutlich die wenigsten Touristen dies wussten, wurde die Vergabe auch in Kasserine, welches gleich daneben liegt, ermöglicht. Diese wird vom Direktor persönlich ausgestellt und ist kostenlos.

Der Park selbst ist etwa 20km von Kasserine entfernt und wieder einmal habe ich das Gefühl, dass ausser mir niemand anwesend ist. Ein kleines Strässchen windet sich von der Ebene hinauf auf den Gipfel, welcher durch einen Halbmond gekennzeichnet ist. Ungewöhnlich für die lokalen Verhältnisse ist, dass der Berg sehr stark bewaldet ist. Vor allem Pinien wachsen hier und es duftet himmlisch.



Lange Zeit bleibe ich auf dem Gipfel und beobachte, ob ich irgendwo eines der hier heimischen Tiere entdecke. Doch weder Mufflon, noch Wildschwein, Gazelle, Hyäne oder Hase lassen sich blicken. So mache ich mich auf dem Abstieg auf einen Abstecher auf einen der Wege, welche zu Fuss oder 4x4 befahren werden können. Dieser führt mich in einem weiten Bogen um den Gipfel herum. Als ein umgestürzter Baum zu umfahren ist und die Piste immer mehr verwachsen wird, mache ich mich mal zu Fuss auf, um das Gelände weiter zu erkunden. Anders als in der weiten Steppe sind die Hindernisse hier etwas schwerer zu umfahren. Doch auch mein Fussmarsch ergibt nichts konstruktives und ich beschliesse, zurück auf das asphaltierte Strässchen zu kehren.


Nach dem Nationalpark geht es nordwärts praktisch entlang der algerischen Grenze nach Haïdra. Die Gegend ist noch einmal eine völlig neue Erfahrung. Das Land ist sehr grün und leichte Wäldchen prägen die Gegend. Zur Abwechslung (nicht ironisch) zieren dunkle Wolken den Himmel und ein Gewitter mit Blitz und Donner zieht in der Richtung, in die ich hin will auf.
 


Das kleine Strässchen hat sich wiederum in eine Piste verwandelt, welche jedoch mit der Nässe mit höchster Sorgfalt zu befahren ist. Der staubige Belag verwandelt sich in einen Match, welcher in den Stollen haftet und so zu einer Rutschpartie führt.

Nachdem ich wieder festen Untergrund erreicht habe, beschliesse ich in einem der Wäldchen neben der Strasse eine Stelle für mein Lager zu suchen. Auf dem von Piniennadeln belegten, weichen Boden stelle ich das Zelt auf und bin gerade dabei, mich einzurichten. Hinter mir höre ich das Geräusch einer Schafherde, welche den Hang entlang kommt. Der Bauer/Hirte kommt auf mich zu und lädt mich zu sich nach Hause ein, da der Hof gleich auf der Gegenüberliegenden Seite des Hanges liegt. Gerne nehme ich die Einladung an, obschon wie und nur sehr schwer verständigen können. Er spricht lediglich den tunesischen Dialekt und mit meinen paar Brocken Hocharabisch, komme ich nicht weit. Die Familie auf dem Hof (seine Mutter und seine Schwester) sind so herzlich und irgendwie gelingt die Kommunikation.


(M)eine kleine Nachtmusik
Noch so gerne hätte er mich zu ihnen auf den Hof eingeladen, denn im Wald treibt ein Hase sein Unwesen. Er zeigt mir die Höhle des Untiers und ich sehe die abgenagten Knochen und Schädel, welche noch davor liegen.

Als ich später im Zelt liege und das Licht lösche gehen mir Bilder von Killerhasen durch den Kopf, welche nun um mein Zelt hoppeln und die untereinander bereits abgemacht haben, wer welche Stücke bekommt. Doch das ist nur ein bösAaaaaarrrghhhhhhhhhh.....



Samstag 5.5.2012

Der Samstag bringt keine spektakulären Erlebnisse mit sich, lediglich die Reise von Haïdra nach Kairouan. Nun verändert sich die Landschaft wieder in umgekehrter Richtung, da ich mehr nach Osten und etwas südlich fahre.




Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen